Bereits im Jahr 2018 wurde das Pflastererhandwerk von der UNESCO* als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet und in das österreichische Verzeichnis aufgenommen. Dies ist für jeden, der dieses Handwerk erlernt eine große Chance, denn Pflasterinnen und Pflasterer sind stets gefragt.
*UNESCO = United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur
Doch was bedeutet dies eigentlich und welche Voraussetzungen muss ein Handwerk erfüllen, damit es diese Auszeichnung erhält?
Das wichtigste ist, dass das Element zu Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten zählt, die Gemeinschaften als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen und dass es von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Ziel ist die Erstellung eines nationalen Verzeichnisses, um das lebendige, kulturelle Erbe weltweit sichtbar zu machen und es zu dokumentieren: Beinahe 200 Verzeichnisse zeigen, dass immaterielles Kulturerbe im Gewöhnlichen und Alltäglichen wie im Fantastischen und Besonderem zu finden ist.
Entstehung und Geschichte
Gepflasterte Straßen sind schon aus dem Altertum bekannt und werden mit dem Bau menschlicher Siedlungen verbunden. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Pflaster die einzige Möglichkeit, Verkehrswege staubfrei zu betreiben. Die ältesten Pflasterflächen stammen aus der Zeit um 4000 v. Chr. und wurden im heutigen Irak in der archäologischen Ausgrabungsstätte der Stadt Ur gefunden. Die wohl ältesten gefundenen Pflasterflächen in Österreich sind eisenzeitliche Weggestaltungen in Rankweil, die auf das 1. Jh v. Chr. datiert wurden.
Im Römischen Reich erfolgte eine bedeutende Weiterentwicklung der Straßenbautechnik, da sie bereits die Wichtigkeit eines planmäßigen Aufbaues, eines tragfähigen Untergrundes und der Entwässerung erkannten. Funde stammen von der römerzeitlichen Hauptstrasse, die im römischen Forum in Bregenz freigelegt wurde und aus Carnuntum, einer Stadt, die am Donaulimes große strategische Bedeutung hatte.
Im Mittelalter waren Pflasterungen ein Ausdruck vom Reichtum europäischer Städte, Landstraßen blieben unbefestigt. Bei Ausgrabungen in Wien auf der Freyung wurde Pflaster aus der Zeit um 1200 entdeckt.
Mit der Industrialisierung, der Ausdehnung der Städte und der Zunahme des Verkehrs gewann der Pflasterbau an Bedeutung. Die Materialauswahl beschränkte auf die in geringer Entfernung vorhandenen natürlichen Vorkommen (Steinbruch, Flussbett, Bruchsteine).
Das Handwerk des Pflasterers entwickelte sich früh zu einem eigenständigen Beruf, bei dem das handwerkliche, historische Wissen an nächste Generationen mündlich und praktisch weitergegeben wurde. Obwohl der Stand der Technik in verschiedensten österreichischen Richtlinien und Normen verankert ist, entstand ein handwerkliches Wissensvakuum, das durch steigende Anforderungen und veränderte Bauweisen noch verstärkt wurde. Erst im Jahr 2012 wurde das praktische, handwerkliche Wissen im Pflasterer Handwerkerbuch zusammengetragen, das seitdem als Ausbildungsunterlage und Schulbuch eingesetzt wird.
Heutzutage ist das Pflasterer Handwerk ein Lehrberuf im Bauwesen welcher in einer dreijährigen Lehre im dualen Ausbildungssystem erlernt werden kann. Mit bestandener Lehrabschlussprüfung wird der Lehrling zum Gesellen und kann in der Folge zur Meisterprüfung antreten, um als Pflasterermeister ein Unternehmen zu führen.